Etwa jeder siebte erwachsene Bundesbürger hat eine behandlungsbedürftige Venenerkrankung. Das haben zwei große epidemiologische Studien 1990 in Deutschland ergeben. Etwa 50 % bis 80 % Prozent aller Erwachsenen haben eine Venenschwäche. Eine Praxisstudie konnte zeigen, dass jeder zweite Patient im Wartezimmer venenkrank ist, jeder zwanzigste jedoch nur aus diesem Grund den Arzt aufsucht. Würden Venenerkrankungen in einem früheren Stadium entdeckt und richtig behandelt, könnten schwerwiegende Folgen für den Patienten (Venenentzündungen, Thrombose, „offenes Bein“) verhindert und gleichzeitig Kosten gespart werden.

Was sind die Funktionen der Venen?

Die Venen sammeln das Blut aus der Peripherie und transportieren es zum Herzen zurück. Man unterscheidet dabei ein oberflächliches und ein tiefes Venensystem. Unterstützt wird der Rückfluss zum einen durch die Pumpfunktion des Herzens zum anderen durch die Muskelpumpe der Wadenmuskulatur. Wichtige Voraussetzung für den Blutfluss zurück zum Herzen – gegen die Schwerkraft – sind funktionstüchtige Venenklappen. Diese sind segelartig angeordnet und ermöglichen den Blutfluss nur herzwärts und vom oberflächlichen ins tiefe Venensystem. Beim Gehen verhindern sie ein Zurückfließen des Blutes nach erfolgter Muskelkontraktion (Ventilfunktion).

Mehr zum Thema Krampfadern

Was sind Krampfadern (Varikose)?

Eine Krampfader (bzw. Varize) ist eine stark erweiterte, geschlängelte, teils auch knotig veränderte Vene des oberflächlichen Venensystems. In der Regel sind für diese Veränderungen defekte Venenklappen verantwortlich. In den tiefen Venen treten diese Veränderungen nicht auf. Prinzipiell unterscheidet man fünf Formen:

  • Stammvarikose (betrifft die großen oberflächlichen Stammvenen)
  • Seitenastvarikosis (betrifft kleinere Seitenäste der Stammvenen)
  • Perforansvenenvarikose (betrifft die Verbindungsvenen zwischen oberflächlichem und tiefen Venensystem)
  • Retikuläre oder Netzvarikose (betrifft die netzartigen Hautvenen)
  • Besenreiservarikosis (betrifft kleinste Hautvenen, beeinträchtigen die Blutzirkulation nicht, sind jedoch häufig ein erhebliches kosmetisches Problem)

Was sind die Ursachen der Krampfaderbildung?

Die Bereitschaft zur Krampfaderbildung ist meist angeboren, die Anlage dazu ist erblich. 80 % der Patienten mit Krampfadern haben Eltern oder Großeltern mit Krampfadern. Vererbt wird eine Venenwandschwäche verbunden mit dem Verlust von funktionstüchtigen Venenklappen. Die Venenklappen halten im Laufe der Zeit der Druckbelastung durch den Blutstrom nicht mehr stand. Das Zurückfließen des Blutes gegen die Schwerkraft kann von defekten Klappen nicht mehr verhindert werden. Die Folge ist die Entstehung von erweiterten und geschlängelten Venen. Weitere Faktoren, die die Entstehung von Krampfadern begünstigen, sind Bewegungsarmut, Übergewicht, häufige und intensive Wärmezufuhr (Sauna, heiße Wannenbäder), chronische Herzschwäche und Schwangerschaften.

Was sind Anzeichen eines Krampfaderleidens?

Die meisten Patienten klagen über Müdigkeit in den Beinen, Schweregefühl, Spannungsgefühl und Schwellungsneigung insbesondere nach längerem Stehen und Sitzen. Die Beschwerden nehmen charakteristischerweise im Laufe des Tages zu. Bei Entzündung der Krampfadern schmerzen diese, sind druckempfindlich, verhärtet und gerötet. Schmerzen an der Außenseite des Beines haben mit Krampfadern nichts zu tun. Ursache sind oft degenerative Wirbelsäulenerkrankungen. Schmerzen bei längerem und schnellem Gehen sind meist bedingt durch Erkrankungen der Schlagadern (Arterien).

Was sind Folgen des Krampfaderleidens?

Werden Krampfadern nicht rechtzeitig oder richtig behandelt, können zum Teil schwerwiegende Folgen für den Patienten entstehen. Durch den Blutstau in den Beinen kommt es zunächst zur Anschwellung der Beine. Im weiteren Verlauf entstehen juckende Stauungsekzeme, die von einer dunklen Hautpigmentierung begleitet werden. Die Haut verhärtet sich zunehmend und wird brüchig. Es entsteht ein offenes Bein, das sogenannte Ulcus cruris venosum. Weitere Folgen sind oberflächliche Venenentzündungen, die bis in das tiefe Venensystem fortschreiten und dort eine Thrombose auslösen können. Im Extremfall kann eine tiefe Beinvenenthrombose eine Lungenembolie zur Folge haben. Aus diesem Grund ist eine rechtzeitige Behandlung des Krampfaderleidens erforderlich.

Wie wird ein Krampfaderleiden diagnostiziert?

In unserer Praxis stehen hochmoderne Ultraschallgeräte für die Diagnostik der Varikosis zur Verfügung. Mittels der direktionalen Dopplersonographie und der Lichtreflexions-Rheographie können zuverlässig Klappenschäden und Verschlüsse der oberflächlichen und tiefen Venen diagnostiziert werden. Diese beiden Methoden sind für den Patienten nicht belastend und zudem diagnostisch sehr aussagekräftig.
Als bildgebendes Verfahren setzen wir die Duplex-Sonographie ein. Dieses hochauflösende bildgebende Ultraschallverfahren gibt genaueste Aussagen über die Fließbedingungen im oberflächlichen und tiefen Venensystem. Mit dieser Methode können tiefe Beinvenenthrombosen festgestellt werden. Die früher häufig durchgeführte Phlebographie kann dadurch ersetzt werden.

Wie werden die Krampfadern behandelt?

Vor der Therapie steht in jedem Fall eine ausführliche Diagnostik. Wenn festgelegt wurde welche Venen erkrankt sind, kann eine entsprechende Therapie begonnen werden. Sind die großen Stammvenen erkrankt, sollten diese verschlossen (Closure Fast) oder entfernt (Crossektomie und Venenstripping) werden. Bei Seitenastvarikosis, Perforansvenenvarikosis und retikulären Varizen führen wir ein mikrochirurgisches Venenstripping durch. Bei einer Besenreiservarikosis erfolgt eine Laser- oder Verödungstherapie.

Closure-Fast-Krampfaderbehandlung

Bei der Closure-Fast-Methode zur Krampfaderentfernung handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die Stammvene mittels einer Radiowellen-Sonde verschlossen wird. Hierzu wird im Bereich des Unterschenkels eine Punktion der Haut durchgeführt.

Es wird eine dünne Sonde in die Stammvene eingebracht und nach oben bis in die Leiste bzw. Kniekehle vorgeschoben. Nach Platzierung der Sonde in der Vene wird die Venenwand erhitzt und damit verschlossen. Der Punktionsverschluss erfolgt durch Klebepflaster.

Die Operation erfolgt ambulant in einer speziellen örtlichen Betäubung (Tumeszenzanästhesie). Nach der Operation muss das Bein für ca. 1-2 Tage gewickelt werden, danach sollten drei Wochen Kompressionsstrümpfe getragen werden.

Mikrochirurgisches Venenstripping

Die Operation erfolgt ambulant in einer speziellen örtlichen Betäubung (Tumeszenzanästhesie). Die Venen werden mittels spezieller Häkchen durch kleinste Schnitte komplett entfernt. Die Schnitte werden in aller Regel nur durch Klammerpflaster verklebt. Eine Naht ist meist nicht notwendig. Nach der Operation wird ein Kompressionsverband angelegt. Am Operationstag sollte das Bein möglichst oft hochgelegt werden. Am folgenden Tag und eine Woche nach der Operation wird der Verlauf der Heilung erneut in unserer Praxis kontrolliert. Das operierte Bein muss für etwa eine Woche ständig gewickelt bleiben. Sie erhalten von uns eine Wickelanleitung. Anschließend kann für weitere zwei bis drei Wochen (nach Rücksprache mit dem Arzt) das Tragen eines Kompressionsstrumpfes erforderlich werden.

Mögliche Folgen

Selten Unverträglichkeit des Lokalanästhetikums. Blutergussbildung ist normal. Die Blutergüsse bilden sich innerhalb von 2-3 Wochen zurück.

  • Nachblutung
  • Infektion
  • Wundheilungsstörungen
  • Selten Verletzung von oberflächlichen Hautnerven mit der Folge von Sensibilitätsstörungen (Rückbildung meist innerhalb eines Jahres).
  • Selten Ausbildung von bräunlichen Pigmentierungen, die längere Zeit bestehen bleiben können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Closure-fast-Verfahren und das mikrochirurgische Venenstripping äußerst komplikationsarme Methoden mit besten kosmetischen Ergebnissen darstellen. Um einen optimalen Behandlungserfolg zu erzielen, ist für 4 Wochen ein Saunabesuch und ein Sonnenbad (auch Solarium) unbedingt zu vermeiden!

Krampfadern veröden

Bei der Verödungsbehandlung wird im Liegen mittels kleinster Kanülen ein Verödungsmittel (Polidocanol, hochkonzentrierte Kochsalzlösung) injiziert. Das Verödungsmittel induziert in den kleinsten erweiterten Venen eine Entzündungsreaktion, die zur Verklebung der Besenreiser führt. Zur Wirkungsverstärkung kann das Verödungsmittel durch intensives Schütteln vor der Injektion zu einem Schaum „geschlagen“ werden. Da dieser länger im Gefäß verbleibt, ist der Effekt intensiver (Schaumsklerosierung). Nach der Behandlung wird ein Kompressionsklebeverband angelegt, der für zwei Tage belassen wird. Nachdem pro Behandlungssitzung nur eine bestimmte Menge an Verödungsmittel injiziert werden darf, um mögliche unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, sind bei ausgeprägtem Befund meist mehrere Sitzungen erforderlich.